An der Strausberger Straße in Prötzel steht die Schlosskirche. Eigentlich würde ich ihr nicht viel Beachtung schenken. Sicher, sie sieht nett aus, ist jedoch nicht besonders groß. Aber wie es der Zufall so will, kenne ich jemanden, der jemanden kennt, der einen Schlüssel hat, der in eine Türe passt, die sich am unteren Teil des Turmes der Kirche, von der ich eben sprach, befindet. Plötzlich entfaltet die Kirche eine viel stärkere Anziehungskraft auf mich, steht mir doch nun der Turm zur freien Verfügung. Mit meinem ganzen Geraffel bin ich bis fast in die Spitze gekrochen. Ziemlich eng ists oben bei den Glocken.

Diese werden noch per Hand geläutet, doch ein kleines Geheimnis behält sich der Turm noch. Bis fünfzehn Uhr lässt er mich ruhig knipsen. Von hier oben hört man nichts außer dem gelegentlichen Rauschen eines vorbeifahrenden Autos. Doch nun ist es drei, der Turm will nicht länger warten und macht mir eine Überraschung. Bäm! Voll auf die Zwölf! Drei Ohrenbetäubende Glockenschläge lassen mich fast aus dem Fenster springen. Die Ohren klingeln, wie gerade eben noch die Glocke, die ich fotografieren wollte. Bei aller Nostalgie hat man es sich wohl nicht nehmen lassen, diese eine Glocke mit einem elektrischen Klöppel auszustatten. Wie gut, dass wir das nun geklärt hätten. Es ist eben nicht immer alles so, wie es scheint.

Noch eine Etage über den Glocken befindet sich die Uhr. Ich hatte große Technik erwartet, wurde aber von einem schnöden, grauen Kasten empfangen. In seinem Inneren befindet sich zweifelsohne bemerkenswerte Technik. Von außen sieht man nicht mehr als ein Netzkabel und vier Achsen. Diese Achsen sind über Kardangelenke und weitere Achsen mit den Zeigern an den vier Turmseiten verbunden. Eine Achse pro Ziffernblatt. Über ein Getriebe werden dann aus der sich minütlich drehenden Achse die Bewegungen für den Stunden und Minutenzeiger abgeleitet.

Da sag noch mal einer was von unscheinbarer Kirche…